„Eine Jugend kann nur die Zukunft aufbauen, wenn sie die Vergangenheit kennt.“ Prof. Dr. Alexander Fried brachte auf den Punkt, warum es so wichtig ist, dass Jugendliche sich mit der Geschichte auseinandersetzen. Aus diesem Grund war es ihm ein besonderes Anliegen, möglichst vielen Schülern über seine eigenen Erfahrungen zu Zeiten des Dritten Reichs mit dem Holocaust  zu berichten.

Zusammen mit seiner Frau Dr. Dorothea Woiczechowski-Fried, die ihm beim Vortrag als Hilfe zur Seite stand, besuchte er, der von 1939 bis 1945 aufgrund seiner jüdischen Herkunft durch die Nationalsozialsten verfolgt worden war, das Stiftland-Gymnasium, um den Schülern von seinen Erlebnissen während dieser Zeit zu erzählen. Bereits wenige Tage zuvor war der 93-Jährige zu Gast gewesen, um am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht den Kontakt zu Schülern zu suchen und mit ihnen über die Ereignisse des 9. November 1938 zu sprechen, nachdem diese teilweise die Live-Übertragung der Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestags im Fernsehen verfolgt hatten.

Für dieses herausragende ehrenamtliche Engagement im Bereich der Erinnerungskultur, im Rahmen dessen das Ehepaar sich schon unzählige Jahre für die Aufklärung über Diktatur und Unrecht einsetzt, wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 4. Dezember sowohl Prof. Dr. Fried als auch Dr. Woiczechowski-Fried im Schloss Bellevue mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland auszeichnen.

Obwohl es Fried emotional jedes Mal zutiefst aufwühlt, von seinen Erlebnissen während der Zeit des Dritten Reichs zu erzählen, berichtet er den Schülern der neunten Klassen und der Q11 von seiner Kindheit und der Zeit als junger Erwachsener. Fried wuchs in der Tschechoslowakei auf. Nachdem dort 1939 die Nationalsozialisten einmarschiert waren, begann die Zeit, in der die jüdische Bevölkerung verfolgt wurde. Damit war sein eigenes Leben als auch das Leben seiner Familie und das seiner Freunde in massiver Gefahr.  Seine Eltern wurden deportiert und von den Nationalsozialisten ermordet. Er selbst überlebte drei Konzentrationslager sowie einen Todesmarsch. Schier fassungslos machen die Schilderungen der Zustände, unter denen Fried in dieser Zeit leben musste. Diese unvorstellbaren Unrechtserfahrungen des Holocaust-Zeitzeugen veranlassen Fried immer wieder dazu, den Schülern deutlich zu machen, welch Wahnsinn der Nationalismus darstellt. Dementsprechend weist er immer wieder inständig darauf hin, wie wichtig es ist, dass die Jugendlichen von heute Verantwortung dafür übernehmen, dass sich die Geschichte nie wiederholt. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass alles dafür getan werden muss, das erneute Wachsen des Nationalismus zu verhindern und somit das unvorstellbare Leid, das Menschen in Zeiten des Nationalsozialismus erfahren mussten, nie wieder zuzulassen.

Gerade in heutiger Zeit, in der nationalistische Strömungen wieder populär zu werden scheinen, ruft Fried mit Nachdruck dazu auf, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Er appelliert an die Verantwortung der Jugendlichen, sich über die Vergangenheit zu informieren, um sich der Dringlichkeit des Kampfes gegen Nationalismus in heutiger Zeit bewusst zu werden. Dementsprechend erkennen die Schüler den Zusammenhang, der sich zwischen der Geschichte und ihrer eigenen Lebenswelt ergibt: „Eine Jugend kann nur die Zukunft aufbauen, wenn sie die Vergangenheit kennt.“

Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung durch Herrn Ehlscheid, der dem Vortrag mit Liedern aus dem jüdischen Kulturkreis einen würdigen Rahmen verlieh.

A. Schießl