„Die Wahrheit muss verbreitet werden, damit junge Leute wie Sie die Zukunft besser gestalten können.“ So eröffnet Günther Rehbein (geb. 1933 in Gera) am 22.09.2021 seine Vorträge vor mehreren Klassen am Stiftland-Gymnasium über seine Erfahrungen während seiner Inhaftierung durch den sowjetischen Geheimdienst (NKWD).

Anhand eines Kurzfilms werden den Schülern bedeutende Stationen seiner Geschichte vor Augen geführt. Als erstes Gebäude wird sein ehemaliger Arbeitsort in Gera gezeigt, auf dessen Türschwelle er am 6. August 1952 verhaftet und abgeführt wurde, ohne Benachrichtigung an seine Frau und Kinder. Ein anderer Schauplatz ist das alte Hauptquartier des NKWD in Berlin-Karlshorst, in dem er unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt und verhört wurde.

Im Anschluss geht Herr Rehbein weiter auf seinen Lebenslauf ein, indem er aus seinem Buch „Gulag und Genossen“ vorliest. Als Grund für seine Inhaftierung wurde ihm fälschlicherweise Spionage vorgeworfen. Um die Verurteilung möglich zu machen, mussten die Protokolle aus den Verhören unterschrieben werden; doch Günther Rehbein verweigerte dies sogar unter Todesdrohungen und dem Zufügen dauerhafter Verletzungen. Erst als die sowjetischen Beamten seine Familie bedrohten, unterzeichnete er die Protokolle. Infolgedessen wurde er nach monatelanger Haft am 13. November 1952 vor dem Militärtribunal in Chemnitz zu einer Zeit von 45 Jahren, die später auf 25 Jahre verkürzt wurde, in einem Strafgefangenenlager verurteilt. Daraufhin wurde Herr Rehbein im Januar 1953 im Geheimen mit tausenden anderen nach Workuta im Norden Russlands transportiert. In diesem sowjetischen Strafgefangenenlager verbrachte er drei qualvolle Jahre in einem der Lager beim Kohleabbau. Nach einem Arbeitsstreik und ergebnislosen Verhandlungen mit einer Delegation aus Moskau brachte Stalins Tod die erhoffte Wende. Durch den Wunsch, gute politische Beziehungen mit der BRD zu unterhalten, ließ sich Stalins Nachfolger Chruschtschow auf Adenauers Forderung, Strafgefangene freizulassen, ein. Aus diesem Grund kehrte Günther Rehbein nach seiner Haft nach Hause zurück, nur um herauszufinden, dass seine Frau, der erzählt wurde, er sei tot, inzwischen einen anderen Mann hatte und er seine Familie nicht sehen konnte. Trotz des Verbots, über seine Inhaftierung und Zeit im Zwangsarbeitslager zu sprechen, begann er, seine Geschichte zu verbreiten. Im Jahre 2006 stellte er sein Buch auf der Leipziger Buchmesse vor und wird seither zu vielen Vorträgen eingeladen.

Anschließend reicht er Briefe seiner ehemaligen Frau an die Behörden sowie Berichte der Staatssicherheit herum und ermutigt die Zuhörer, ein weiteres Mal Fragen zu stellen. Bis heute sieht Herr Rehbein seine Pflicht darin, seine Mitmenschen über die grausame Vergangenheit aufzuklären.

Nach diesem Vortrag wird vielen erst klar, wie grausam die damaligen Zeiten wirklich waren, und man bekommt neugefundenen Respekt für die Menschen, die diese durchleben mussten.

Lisa Neumann (10a)