Über die zentrale Bedeutung von Lesen und Schreiben

Empirische Untersuchungen haben bei deutschen Schülern Defizite in den Bereichen des sinnverstehenden Lesens und des Schreibens, gemeint ist hier das Erstellen eigenständiger Texte, festgestellt. Andere wissenschaftliche Studien demonstrieren einen Kausalzusammenhang zwischen diesen Fertigkeiten und schulischem bzw. beruflichem Erfolg. Anders ausgedrückt: die Fähigkeiten, Texte sinnverstehend lesen und Texte jedweder Art auf einem angemessenen sprachlichen Niveau verfassen zu können, sind unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche berufliche Karriere. So betont zum Beispiel die Auswertung des Pisa-Tests:

Die Lesekompetenz ist eine generelle Grundlage der zielorientierten Wissensaneignung und bildet damit eine wichtige kulturelle Schlüsselqualifikation. Sie ist für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wie auch für das Weiterlernen über die gesamte Lebensspanne notwendig.

In einer Zeit, da andererseits auf Grund zum Teil Besorgnis erregender  Entwicklungen im Bereich der modernen Medien gerade diese Fertigkeiten zu verkümmern drohen, gilt es für den Deutschunterricht am Gymnasium ein Hauptaugenmerk auf die Förderung gerade dieser Kompetenzen zu legen. Diesem Umstand wird an unserer Schule in den kommenden Jahren verstärkt Rechnung getragen: Lese- und Schreibförderung rücken noch mehr in den Mittelpunkt unserer unterrichtlichen Arbeit. Dabei ist sich die Fachschaft Deutsch der hohen Verantwortung des Faches bei der Vermittlung von Kernkompetenzen, die für alle anderen Fächer von höchster Wichtigkeit sind, durchaus bewusst. Ein Schüler, der etwa Probleme beim sinnverstehenden Lesen hat, wird beispielsweise auch Schwierigkeiten beim Quellenstudium in Fächern wie Geschichte oder beim Lösen von Textaufgaben in der Mathematik bekommen. Der zentralen Bedeutung des Faches Deutsch trägt nicht zuletzt auch die Tatsache Rechnung, dass im G8 jeder Schüler verpflichtend die schriftliche Abiturprüfung in diesem Fach ablegen muss.

Im Bereich des Lesens rückt daher im Deutschunterricht neben der intensiven Lektüre und Analyse von literarischen und nicht-literarischen Texten das extensive Lesen in den Mittelpunkt. Zusätzlich zu der vom Lehrplan geforderten Pflichtzahl von Lektüren, die es im Unterricht zu besprechen gilt, müssen die Schüler seit diesem Schuljahr weitere sechs Lektüren lesen, welche dann im Unterricht nur kursorisch behandelt werden. Bei diesen zusätzlichen Leseaufträgen soll nicht zuletzt die Freude am Lesen akzentuiert werden. Möglichen Vorbehalten der Elternschaft, dass diese unverzichtbare Maßnahme zu unverhältnismäßig höheren Kosten führt, sei an dieser Stelle entgegnet, dass viele der zu lesenden Bücher in diversen Bibliotheken (unter anderem auch in unserer Schülerbücherei) ausgeliehen werden können. Zudem könnten sich auch jeweils sechs Schüler zusammentun und je ein Buch anschaffen, welches sie sich dann gegenseitig verleihen.

Im Bereich des Schreibens betont der neue Lehrplan stärker die Schulung der Methodik des Schreibens. An die Stelle der Vermittlung eines starren Kanons von Aufsatzarten tritt in erhöhtem Maße die Ausbildung einer allgemeinen Schreibkompetenz, die es bei ständig wechselnden Schreibanlässen und –aufträgen unter Beweis zu stellen gilt. Konkret bedeutet dies für die Schüler am Gymnasium, dass sie deutlich mehr Texte im Unterricht oder als Hausaufgabe eigenständig verfassen werden müssen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. So soll die Fertigkeit des Schreibens auch jenseits der Vorbereitung auf eine Deutschschulaufgabe permanent trainiert und verfestigt werden. Ähnlich wie gute sportliche Leistungen nicht ohne intensives Training erbracht werden können, wird ein Schüler, der die Techniken und das methodische Vorgehen beim Erstellen eines eigenen Textes nicht ständig übt, keine zufrieden stellende Ergebnisse erzielen können.

Ausdrücklich fordert in diesem Zusammenhang der Lehrplan auch, dass dabei das kreative Schreiben nicht zu kurz kommen darf. Der Produktion und Veröffentlichung literarischer Texte durch unsere Schüler hat sich seit nunmehr zehn Jahren unsere Literaturzeitschrift Kreativ verschrieben. Diese jährlich erscheinende Zeitschrift dürfte an bayerischen Schulen einzigartig sein und hat sich über die Jahre zu einem echten Aushängeschild des SGT entwickelt. Zum 10. Jubiläum wurde hier zur Förderung des kreativen Schreibens eigens ein Geschichtenwettbewerb ausgeschrieben. Für die finanzielle Unterstützung sei an dieser Stelle dem Elternbeirat besonders gedankt.

Abschließend kann konstatiert werden, dass sich die Fachschaft Deutsch dynamisch und engagiert den Herausforderungen der Zeit stellt.

StD Hans-Jürgen Schmelzer