Schlägt man als kritischer Verbraucher die Zeitung auf, konnte es einem in den letzten Wochen immer mulmiger werden: Ein Lebensmittelskandal jagte den anderen, gefühlt jede Woche eine neue Rückrufaktion, mittlerweile sogar von Getränken, und von den Zusatzstoffen, die sich in Fertigprodukten befinden, mal ganz zu schweigen.

Glücklich darf sich da derjenige schätzen, der entweder genau weiß, was in seinen Lebensmitteln enthalten ist bzw. der sie selber hergestellt hat. Dass dies oftmals einfacher ist, als geglaubt wird, sollte diese Woche eine Aktion zeigen, die am Stiftland-Gymnasium Tirschenreuth startete.

Um den Schülern zu demonstrieren, wie die Menschen bei uns seit Jahrhunderten versuchen, die karge Zeit der Wintermonate zu überbrücken bzw. in kulinarischer Hinsicht abwechslungsreicher zu gestalten, trafen sich Schüler der Klasse 6a, um am unterrichtsfreien Nachmittag zusammen mit ihrem Fachlehrer Herrn Schoefl Sauerkraut selber herzustellen.

Um den Schülern alle Schritte bei der Krautherstellung plastisch vor Augen führen zu können, wurde mit einem kleinen Krauthobel zunächst ein ganzer Kopf klein gemacht.

Nachdem jedoch das Hobeln eines ganzen Zentners Kraut einerseits zu lange gedauert hätte, und dies außerdem wegen der messerscharfen Klingen recht gefährlich ist, bot der Mitterteicher Gemüsehändler Kern an, dies für das Projekt zu übernehmen. Wie zu erwarten, war das anschließende „Eintreten" des Weißkrauts das eigentliche Highlight für die Schüler, die von ihren Verwandten und Großeltern schon manche abenteuerliche Geschichte darüber gehört hatten.

Am Ende gab es Saft auf jeden Fall genug, was hoffen lässt. Die jungen „Selbstversorger“ werden in den kommenden Wochen noch darüber informiert, was in chemischer Hinsicht genau in ihrem Fass passiert, und demnächst ihren Anteil für die traditionellen Bratwürste am Heilig Abend stolz nach Hause tragen dürfen. Und wenn dieser Aktionstag vor dem Hintergrund gesunder Ernährung noch dazu beigetragen hat, das Bewusstsein für regionale und familieneigene Traditionen zu wecken, dann wäre dies als ein Erfolg zu sehen für einen praxisnahen Unterricht der etwas anderen Art.

Klaus Schoefl