Dank zahlreicher populärwissenschaftlicher TV-Dokumentationen sind die megalomanen Bauprojekte der Nationalsozialisten einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Mit der „Welthauptstadt Germania“ etwa unternahm das Hitlerregime den Versuch, die Grenzen des bislang Möglichen ins Gigantische zu verschieben und den nationalsozialistischen Anspruch auf Weltherrschaft architektonisch in Szene zu setzen. Deutlich weniger bekannt sind hingegen die zahlreichen NS-Bauten kleineren und kleinsten Maßstabs wie Hitlerjugendheime.

Die beiden Klassen 9a und 9c+ nahmen diese Forschungslücke zum Anlass, um sich im Juli 2021 in einer kurzen Sequenz zur NS-Architektur intensiver mit den propagierten Erziehungszielen und Werten der nationalsozialistischen Jugendarbeit auseinanderzusetzen. Gerade das Stiftland bietet mit Waldsassen und Tirschenreuth zwei Orte, an denen im sogenannten „Dritten Reich“ den Bedürfnissen der Hitlerjugend mit zwei Neubauten in besonderem Maße entsprochen wurde – ein durchaus überraschender historischer Befund. Denn die nördliche Oberpfalz war in den späten 30er-Jahren noch durch Provinzialität und finanzschwache Kommunen geprägt. Sie stellte zudem als Hochburg der konservativ-katholischen BVP ein politisch schwieriges Terrain für das Regime dar.

Um zu erforschen, wie sich die nationalsozialistische Ideologie in der Architektur widerspiegelte, werteten die Schülerinnen und Schüler der beiden Klassen eine Broschüre der Reichsjugendführung von 1939 und damalige Tageszeitungen aus. Die Resultate wurden in Form eines Flyers verschriftlicht und sind auf diese Weise nicht nur der engeren Schulfamilie zugänglich. Wenige Tage vor Schulende konnten Vertreter der Klasse 9a, die trotz der nahenden Ferien mit beachtlichem Engagement gearbeitet hatte, zusammen mit ihrem Geschichtslehrer StRef Hauer den von ihnen erstellten Flyer an Direktor Bauer übergeben.

Johannes Hauer